Es sind keine einfachen Zeiten in der deutschen Islamdebatte. Klar, nicht für die dauergegängelten Muslime, aber auch nicht für ihre Gegner. Schließlich ist das Heer aus Islamfeinden, -kritikern und -experten mittlerweile so groß, dass die Zahl muslimischer Verhaltensauffälliger oft nicht mehr ausreicht, um jedem zum eigenen Wahlkampf- oder Verkaufsschlager zu verhelfen. Das aktuellste Opfer des Überangebots an Islambashing ist der ARD-Moderator Constantin Schreiber. Für seinen Enthüllungsreport „Inside Islam“ reichte es schon nicht mehr, nur kritisch über Moscheepredigten zu berichten. Um überhaupt noch auf der „Spiegel“-Bestsellerliste zu landen, musste er diese auch noch falsch übersetzen.
Aber was tun, wenn der letzte Gebetsteppich aus der Uni verschwunden ist, das letzte Tuch vom Kopf gerissen und die letzte Vorhaut nicht abgeschnitten wurde? Den beiden CDU-Politikern Julia Klöckner und Jens Spahn kam da vergangene Woche die rettende Idee. Anstatt wie bisher einzelne muslimische Unvereinbarkeiten mit der deutschen Mehrheitskultur verbieten zu wollen, planten sie nun, gleich die ganze Religion unter gesetzgeberische Kontrolle zu stellen. Das ultimative Vorhaben für die nächste Islamdebatte: ein Islamgesetz.
Dazu muss man wissen: Klöckner ist eigentlich Fraktionsvorsitzende im rheinland-pfälzischen Landtag. Spahn macht als Staatssekretär unter Wolfgang Schäuble irgendetwas mit Finanzen. Mit muslimischem Leben in Deutschland haben die beiden – wie die meisten Islamkritiker – nur etwas zu tun, wenn sie es verbieten wollen. Doch dabei sind sie zumindest ausgesprochen einfallsreich: Mit Forderungen nach Verboten von Kopfbedeckungen, die es nicht gibt (Burka bei Ikea) oder Dingen, die sie schlicht nichts angehen (Badehosen im Fitnessstudio), besetzen die beiden so etwas wie die Kreativabteilung bundesdeutscher Islamfeinde.
Viele Moscheen haben die finanzielle Ausstattung eines Briefmarkenclubs
Aber zurück zum Islamgesetz. Dieses solle „die Rechte und Pflichten der Muslime in Deutschland auf eine neue rechtliche Basis stellen“, sagte Klöckner der „Bild am Sonntag“. Mit „neue Basis“ meint sie „keine Basis“. Denn so harmlos die Forderung klingt, Moscheen Gelder aus dem Ausland zu verbieten, wissen die beiden doch nur zu gut, wie knapp es um die Finanzierung muslimischen Lebens in Deutschland bestellt ist.
Zur Erklärung: Moscheen sind in aller Regel organisiert wie euer Briefmarkenclub: als Verein. Erinnert ihr euch, wie schwierig es beim letzten Treffen war, einen Protokollanten zu finden? Jetzt stellt euch einmal vor, wie schwierig es für Ehrenamtler neben dem wöchentlichen Gebet ist, auch noch Eheberatung, Hilfe beim Gang zum Amt und Jugendarbeit für oft Hunderte Menschen anzubieten.
Die Lösung für viele Probleme ist die Gleichstellung von Muslimen, nicht deren Sonderbehandlung
Aber um die Integrationsarbeit von Moscheen soll es nicht gehen. Weder in diesem Blogbeitrag noch im im Islamgesetz. Eine weitere Forderung: Deutsch sprechen sollen die Prediger. Kann man machen, versteht dann halt nur keiner. Und wo wir gerade dabei sind: Wusstet ihr, dass in Deutschland nicht nur auf Arabisch, Türkisch oder Dari gepredigt wird, sondern auch auf Russisch, Polnisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch? In Kirchen, nicht in Moscheen. Und was sagt die Verfassung noch einmal zur Gleichbehandlung von Religionen?
Um jetzt aber konstruktiv zu werden: Ein Islamgesetz ist so überflüssig wie alle anderen Versuche von Spahn und Klöckner, auf dem Rücken von Muslimen einen Platz in der nächsten Sendung von Anne Will zu bekommen. Probleme gibt es natürlich trotzdem, die Lösungen allerdings auch. Gegen mangelnde Deutschkenntnisse helfen mehr staatlich geförderte Sprachkurse. Gegen das Schmuddelimage von Moscheen, die sich irgendwo zwischen Tiefgarage und Gewerbegebiet von der Mehrheitsgesellschaft abschotten, helfen Behörden, die sich nicht bei jedem Bauantrag eines islamischen Vereins in Moscheebauverhinderungsämter verwandeln. Und gegen Einflussnahme aus dem Ausland hilft die Anerkennung als Religionsgemeinschaft und damit der Zugang zu staatlichen Geldern. Kurz: die Gleichstellung von Muslimen, nicht die Sonderbehandlung durch ein Islamgesetz.
Bleiben natürlich immer noch die Extremisten, die Hassprediger und Demokratiefeinde. Für die gibt es zum Glück schon ein „Islamgesetz“. Es heißt Grundgesetz und gilt seit 1949 für Muslime wie CDU-Mitglieder.
[Das Aufmacherfoto zeigt möglicherweise fünf Muslime, die gemäß der islamischen Tradition in einem Fitnessstudio Badehose tragen. Vielleicht handelt es sich aber auch um eine “Dolce &Gabbana”-Werbung mit italienischen Fußballstars. Wie auch immer, Jens Spahn hat sich zu dieser Provokation jedenfalls noch nicht geäußert.]
4 Kommentare On Von den Machern des Badehosenverbots kommt jetzt: Das Islamgesetz
So ganz einfach wird man die verschiedenen Religionen in Deutschland nicht gleich machen können.
Der Autor schreibt: “Wusstet ihr, dass in Deutschland nicht nur auf Arabisch, Türkisch oder Dari gepredigt wird, sondern auch auf Russisch, Polnisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch? In Kirchen, nicht in Moscheen.”
Stimmt. Aber ich habe noch nicht gehört, dass aus polnischen oder portugiesischen Gemeinden gleich scharenweise junge Männer in den bewaffneten Kampf gegen Ungläubige ziehen bzw. sich dem religiösen Terrorismus verschreiben. Es mag auch sein, dass es spanische oder italienische Predigten gibt, deren Inhalte dem grünlinken Milieu nicht schmecken, doch ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass darin hasserfüllte Drohungen oder Aufforderungen zum Rückzug in die Parallelgesellschaft enthalten sind.
Und, viel entscheidender: Der Islam ist nicht nur die Religion mit dem höchsten Nervfaktor in der gesellschaftlichen Debatte, sie ist auch die einzige, die es sich herausnimmt, Kritiker und Abtrünnige mit dem Tode zu bedrohen. Und das mitten in Deutschland, im 21. Jahrhundert.
Hallo, Sie scheren alle über den gleichen Kamm. Dass was Sie glauben wollen glauben Sie auch weiter , hier geht es einfach um Religionsfreiheit.
Mann kann nicht wegen 0.03 % Extremen in irgendeine Religion die ganze Religion unter generalverdacht stellen.
Wenn’s um die Sprache gilt dann bitte für alle. Wenn es um Gewalt und Extremismus geht dann sollte es auch für alle gelten und nicht nur für die Muslime.
Mann sollte es schon realistisch betrachten.
Deutschland ist eine Demokratie in der wir alle leben wollen. Falls ich als Moslem sonderbehandlunh bzw. Sondergesetzte bekomme dann bitte offiziell.
Demokrati abschaffen und Monarchie mit Kreuzritter Orden einführen.( wobei mit den Gläubigen Christen, undMuslimen in einem Land dürfte es keine Probleme geben) .
Oder wir machen in Deutschland Religionsverbot, dies wäre gegen alle Gläubige fair.
Doppelmoral und Lügen sind so heuchlerisch und hinterhältig.
Macht die Augen auf.
ZITAT “Die Lösung für viele Probleme ist die Gleichstellung von Muslimen, nicht deren Sonderbehandlung”
Sobald die Christen eine Gleichstellung in “moslemischen Ländern” erleben,klar.
Die Muslime möchten immer Sonderrechte. Das “Schweinefleischverbot” in Kindergärten haben sie schon durch.
@Xy
Informieren Sie sich einmal über die Gleichstellung von Christen in dem muslimischen Land Jordanien bevor sie verallgemeinern: Der 25. Dez. ist offizieller Feiertag, ein Ministerposten ist stets für einen Christen reserviert, die Kinder der Christen erhalten in der Schule christlichen Religionsunterricht, die Kirchengebäude dürfen Glocken läuten und große, hell erleuchtete Kreuze zeigen.
Nach der muslimischen Eroberung weiter Gebiete des Byzantinischen Reiches, in denen die Christen unter muslimischer Herrschaft lebten, wurde ihnen erlaubt, in vielen Bereichen des Rechts, wie Ehe- und Familienrecht, nach den Regeln ihrer jeweiligen Religion zu verfahren. Ihre Kinder konnten sie frei in den Dingen ihrer Religion unterrichten, ohne daß der islamische Staat sich darin einmischte und versuchte, sie in den islamischen Werten zu erziehen. Daher wären die Muslime glücklich, wenn sie zumindest in diesen Dingen vom deutschen Staat so behandelt würden, wie die Staaten mit einer islamischen Ordnung über tausend Jahre lang ihre christlichen Minderheiten behandelten.
Der deutsche Staat verstößt jedoch in eklatanter Weise gegen die ihm gebotene Neutralität den Religionsgemeinschaften gegenüber, indem er versucht, den Muslimen seine eigenen „Werte“ aufzuzwingen und alles daran setzt zu verhindern, daß die Muslime ihre Kinder in ihren eigenen Werten erziehen. Den in Deutschland lebenden Muslimen soll anstelle eines genuinen Islams ein „deutscher“ Islam, ein liberaler Kitsch mit islamischem Anstrich, untergeschoben werden.