Die Wahrheit(en) über Messerangriffe

Linksgrüne Systemjournalisten würden die Wahrheit über Messerangriffe verschweigen. Solche und ähnliche Aussagen hört man dieser Tage häufig. Na dann. Hier sind sie.

Alle paar Wochen vollzieht sich dasselbe Schauspiel. Irgendwo in Deutschland sticht ein fast immer männlicher und häufig ausländischer Täter unschuldige Menschen nieder. Rechte Politiker und Boulevardmedien nehmen die Tat anschließend zum Anlass, um schärfere Migrationsgesetze zu fordern. Linke Stimmen warnen hingegen vor rassistischer Stimmungsmache. Und irgendwo dazwischen: eine verunsicherte Öffentlichkeit.

Wie steht es also wirklich um das Phänomen „Messeangriffe“? Nehmen die Taten zu? Wer ist für sie verantwortlich? Und was sind die politischen Ursachen? Wissenschaftliche Studien und Kriminalstatistiken sprechen hierzu eine eindeutige Sprache.

Warheit 1: Messerangriffe nahmen im vergangenen Jahr deutlich zu

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) lässt keinen Zweifel offen: Behördlich registrierte „Messerangriffe“ haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. In der Kategorie “gefährliche und schwere Körperverletzungen” stiegen sie um 9,7 Prozent auf 8.951 Taten. In der Kategorie „Raubdelikte“ nahmen sie sogar um 16,6 Prozent auf 4.893 Delikte zu. Damit stiegen „Messerangriffe“ in etwa im selben Maße wie Gewaltdelikte insgesamt.

Ausschlaggebend für diesen Anstieg ist laut BKA vor allem ein Ereignis: das Ende der Corona-Pandemie. In seiner PKS schreibt die Behörde: „Ein Grund für die aktuell steigenden Fallzahlen im Bereich der Körperverletzung und Raubdelikte könnte der – im Vergleich zu 2022 – vollständige Wegfall der Corona-Beschränkungen im kompletten Berichtsjahr 2023 und damit einhergehend die uneingeschränkte Rückkehr ins öffentliche Leben sein, was wieder mehr Tatgelegenheiten schafft.“ Außerdem spielten die „inflationsbedingt angespanntere wirtschaftliche Lage“ sowie die „umfangreiche Zuwanderung Geflüchteter“ eine Rolle. Aber dazu später mehr.

Warheit 2: Langfristig nehmen Gewaltdelikte ab

Blickt man auf einen längeren Zeitraum und nicht nur auf die letzten beiden Jahre zeigt sich wiederum ein ganz anders Bild. So hat die Anzahl an Tötungsdelikte in Deutschland wie in den meisten westlichen Ländern seit 1990 deutlich abgenommen. Mit 214 Delikten befand sich die Zahl vollendeter Morde im Jahr 2023 auf einem historischen Tiefstand. Trotz steigender Migration.

Aber zurück zur Messergewalt im Jahr 2023. Hier scheint die Kriminalstatistik einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Migration zu bestätigen. Tatverdächtige ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind mit 34,4 Prozent der Kriminalstatistik deutlich überrepräsentiert. Ihr Anteil an der Bevölkerung liegt nur bei 15 Prozent.

Wahrheit 3: Die Polizeiliche Kriminalstatistik ist kein Abbild der Realität

Aber auch hier muss man genauer hinschauen: zunächst auf die Daten selbst und die Art ihrer Erfassung. Die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik ist kein akkurates Abbild von Kriminalität in Deutschland. Darauf weist das BKA sogar selbst hin. Seiner Polizeilichen Kriminalstatistik schickt es folgende Warnung voraus: “Diese Daten dürfen nicht mit der tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung gleichgesetzt werden.”

Es gibt viele Gründe, warum die PKS nur bedingt etwas mit der Realität von Kriminalität in Deutschland zu tun hat: Zum einen gibt die Statistik keine Auskunft über Täter, sondern über Tatverdächtige. Von denen werden am Ende aber nur rund ein Drittel verurteilt. Nimmt man es genau, müsste man also alle aufgelisteten Taten durch drei teilen. Auf der anderen Seite tauchen viele Straftaten gar nicht in der PKS auf, weil sie nie zur Anzeige gebracht werden. Schätzungen gehen von Zweidrittel aller Körperverletzungen und 90 Prozent aller Sexualdelikte aus.

Wahrheit 4: Für Ausländer ist es viel leichter in der Kriminalitätsstatistik aufzutauchen

Hinzu kommen Faktoren, die bewirken, dass Tatverdächtige aus einigen Bevölkerungsgruppen eher in der PKS landen als andere. Die Soziologen Jürgen Mansel und Günter Albrecht haben in einer Untersuchung nachgewiesen, dass “bestimmte ethnische Minderheiten nachweislich eher mit einer Anzeige rechnen müssen als die deutsche Mehrheitsgesellschaft”.

Auch der Ort, an dem Taten begangen werden, spielt eine Rolle für das Anzeigeverhalten, sagt die Kriminologin Gina Wollinger. So würden Flüchtlinge auch deshalb häufiger in der Kriminalitätsstatistik auftauchen, weil in Flüchtlingsunterkünften viel schneller die Polizei gerufen werde als im privaten Umfeld. Auch Racial Profiling und Vorurteile von Polizeibeamten tragen dazu bei, dass ausländisch aussehende Personen häufiger kontrolliert werden als die standarddeutsche Bevölkerung. Auf Ausmaß und Folgen solcher Vorurteile wies 2021 eine Studie zur Arbeit von Polizeibeamten in NRW hin.

Hinzu kommt: Bei einem großen Teil der ausländischen registrierten Tatverdächtigen handelt es sich gar nicht um in Deutschland lebende Personen, sondern um Touristen und Kriminelle, die für Straftaten extra aus dem Ausland anreisen. Auch deshalb ist es irreführend, den Anteil ausländischer Tatverdächtiger in der PKS ins Verhältnis zum Ausländeranteil in Deutschland zu setzen.

Wahrheit 5: Ausländer sind in der Kriminalstatistik überrepräsentiert – aber nicht weil sie Ausländer sind

Versucht man all diese Faktoren aus der Statistik herauszurechnen, sind Ausländer allerdings immer noch überrepräsentiert. Ausschlaggeben dafür ist aber nicht – wie in medialen und politischen Debatten häufig suggeriert – ihre Religion, Kultur oder Herkunft. Ein wichtiger Grund dafür, dass Ausländer häufiger in der Kriminalitätsstatistik auftauchen ist, ist ihre demographische Zusammensetzung. So finden sich in der Gruppe vergleichsweise viele junge Männer – ein Charakteristikum, das auch deutsche Straftäter auszeichnet. „In jedem Land der Welt sind die männlichen 14- bis unter 30-jährigen bei Gewalt- und Sexualdelikten deutlich überrepräsentiert”, schreiben die Kriminologen Christian Pfeiffer und Dirk Baier in einer Studie zur Gewaltentwicklung bei Flüchtlingen und Jugendlichen.

Nicht die Herkunft, sondern die Lebensumstände entscheiden über den Hang zur Gewalt
Neben Geschlecht und Alter unterscheidet sich die ausländische Bevölkerung in Deutschland außerdem in ihren Lebensumständen vom deutschen Durchschnitt. „Kriminalitätsfördernde Umstände liegen – da ist sich die Forschung einig – in den jeweiligen Lebensumständen begründet: Vor allem Armut und Bildungsteilhabe sind zentrale Faktoren“, sagt die Kriminologin Gina Wollinger. Die Kategorie „Ausländer“ allein – so Wollinger – trage nichts zur Erklärung von Kriminalität bei.

Wahrheit 6: Lebensumstände, nicht Herkunft entscheidet über den Hang zur Gewalt

Auch das lässt sich anhand von Studien belegen. Eine Untersuchung im Auftrag der Robert Bosch-Stiftung im April 2023 fragte nach der Ursache für zunehmende Gewalt an deutschen Schulen. Als Faktoren für das Gewaltverhalten machten die Studienautoren den sozioökonomischen Status, Bildung, Normen und eigenes Gewalterleben aus. Die Herkunft an sich spielte keine Rolle für die Frage, ob ein Schüler zu Kriminalität neigt.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam 2016 der Kriminalwissenschaftler Christian Walburg. In einer Untersuchung über „Migration und Kriminalität“ stellte er fest: Nur bestimmte ausländische Gruppe sind in der Kriminalitätsstatistik überrepräsentiert. Während Männer aus Marokko und Algerien überdurchschnittlich häufig Gewalttaten begehen, gab es bei Syrern oder Irakern keine solche Auffälligkeit. Walburgs Erklärung: Flüchtlinge aus Nordafrika werden deshalb häufiger kriminell, weil ihnen seltener Asyl gewährt wird. Flüchtlinge mit “günstiger Bleibeperspektive, Zugang zu Integrationskursen, zu Bildungsangeboten und Aussicht auf Zugang zum Arbeitsmarkt” begingen sogar weniger Straftaten als der deutsche Durchschnitt. Walburgs Erklärung für den hohen Ausländeranteil in der Kriminalitätsstatistik: „Es ist damit zu erklären, dass es unter Migranten und speziell unter Geflüchteten anteilig etwas mehr junge Männer gibt, die sozial nicht gut eingebunden sind, Gewalterfahrungen oder psychische Belastungen haben.“

Das BKA selbst formuliert es übrigens ganz ähnlich. Als Erklärung, inwiefern die „umfangreiche Zuwanderung Geflüchteter“ zum Anstieg von Kriminalität beitrage, verweist die Behörde nicht auf Religion oder Kultur der Tatverdächtigen, sondern darauf, dass diese „teils multiplen Belastungsfaktoren (darunter eine oftmals, auch wirtschaftlich, unsichere Lebenssituation) ausgesetzt sind.“

Wahrheit 7: Medien prägen unser (Zerr)bild vom kriminellen Ausländer

Bleibt die Frage: Warum ist das subjektive Empfinden dennoch ein völlig anderes? Warum fühlen sich viele Menschen, durch ausländische Gewalttäter viel stärker bedroht als es Studien und Statistiken hergeben? Die Antwort: Neben der Kriminalitätsstatistik verzerrt noch ein weiterer Filter unsere Wahrnehmung von Kriminalität in Deutschland – Medien.

Der Medienwissenschaftler Thomas Hestermann hat 2019 untersucht, wie deutsche Medien über Kriminalität berichten. Er fand heraus: Ausländische Tatverdächtige sind in Medienberichten gegenüber der Kriminalstatistik um ein Vielfaches überrepräsentiert. So machten Deutsche zum Zeitpunkt von Hestermanns Untersuchung zwar über zwei Drittel (69,4 Prozent) der polizeilich erfassten Gewalttäter aus, wurden aber nur in rund 3 Prozent der Medienberichte zum Thema genannt. Ausländische Tatverdächtige wurden in Fernsehberichten hingegen 19-mal so häufig erwähnt wie es ihr Anteil an der Kriminalitätsstatistik vermuten lassen würde. In Zeitungsberichten brachten sie es sogar auf das 32-fache. “Die Berichterstattung kehrt die Erkenntnisse der Polizei komplett um”, resümierte Hestermann in seiner Studie.

Wahrheit 8: Nicht nur Täter, auch Opfer sind überdurchschnittlich oft Ausländer

Noch stärker ist die mediale Verzerrung bei Gewalttaten, die mit Messern begangen werden. Bei ausländischen Tätern werde laut Hestermann fast ausnahmslos die Herkunft genannt. Die Nationalität von deutschen Messer-Tätern bliebe medial hingegen fast immer unerwähnt. Hestermann schreibt dazu: „Die häufigsten Vornamen lauten Michael, Daniel und Andreas. In Fernseh- und Zeitungsberichten aber heißen die Messerstecher nicht Michael, Daniel oder Andreas, sondern Sayed, Alaa oder Ahmad.“

Diese verzerrende Berichterstattung hat wiederum Folgen für Kriminalität in Deutschland. Denn nicht nur Messerangriffe sind im letzten Jahr in Deutschland angestiegen. Die Zahl rassistisch motivierter Straftaten war in Deutschland im letzten Jahr so hoch wie nie zuvor. Auch in dieser Statistik sind Ausländer deutlich überrepräsentiert: als Opfer, nicht als Täter.

Das Aufmacherbild zeigt “Der Kampf der nackten Männer” des italienischen Künstlers Antonio del Pollaiuolo. Der Kupferstich entstand um 1470/1475 und erinnert an an eine vergangene Zeit, in der man sich am Anblick messerstechender Südländer noch erfreute.

So ein Beitrag macht echt viel Arbeit. Wenn ihr mehr Berichte wie diesen wollt, würde ich mich freuen, wenn ihr “Schantall und die Scharia” finanziell unterstützt: einmalig via PayPal oder regelmäßig per Steady.

schreib einen Kommentar:

Your email address will not be published.

Site Footer