Viele Medien treibt eine merkwürdige Islam-Obsession um. Mindestens einmal pro Woche scheinen Redakteure sich und ihren Lesern beweisen zu müssen, dass Pegida doch nicht völlig Unrecht hat. (Wer das für übertrieben hält, braucht einfach nur mal “Muslime” bei Google News eingeben.) Wenn der letzte Schwimmbad-Onanierer doch schon zu weit zurückliegt und sich partout keine Kita ohne Schweinefleisch finden lässt, müssen auch schon einmal unartige Schweizer Schüler als Beweis für den gefühlten Einzug der Scharia im Abendland herhalten.
Aber darum, dass fast alle großen Tageszeitungen mittlerweile alltägliche Ereignisse als reißerische Nachrichten verkaufen, die man früher allenfalls auf einigen Islam-Hasser-Blogs finden konnte, soll es in diesem Beitrag ausnahmsweise nicht gehen. Stattdessen handelt dieser Blogbeitrag davon, dass der islamophobe Dauerbeschuss bei den meisten Deutschen scheinbar keine allzu große Wirkung hinterlassen hat.
Diesen Schluss legt zumindest eine Umfrage der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) nahe. Die am Mittwoch veröffentlichte Umfrage ergab: Fast Zweidrittel der Deutschen (64 Prozent) sind Muslimen gegenüber sehr positiv oder positiv eingestellt. Nur ein Viertel der Befragten gab an, Muslime „eher negativ“ zu sehen. Acht Prozent waren „sehr“ negativ eingestellt.
Im interkonfessionellen Vergleich sind Muslime damit allerdings immer noch die Schmuddelkinder unter den Religionsanhänger: Wenig überraschend ist, dass 92 Prozent der überwiegend christlichen Deutschen Christen positiv gegenüber stehen. Erfreulich ist auch, dass 84 Prozent der Befragten mit Juden überwiegend Positives verbinden. Der Umkehrschluss ist freilich weniger erfreulich. Auf ebenfalls gute Beliebtheitswerte kamen Konfessionslose (88 Prozent), Buddhisten (81 Prozent) und Hindus (73 Prozent).
Also alles doch nicht so schlimm mit der Muslim-Feindlichkeit in Deutschland? Diese Deutung gibt die Umfrage leider nicht her. Denn die alte Soziologen-Weisheit “Wichtiger als was man fragt, ist wie man fragt” gilt auch beim Thema Islam. So ergab zum Beispiel eine Allensbach-Umfrage im letzten Oktober ein genau gegenteiliges Ergebnis. Nicht nach den Menschen “Muslim” (wer outet sich schon gern als Menschenfeind), sondern nach dem Abstraktum “Islam” gefragt, befanden Zweidrittel der Befragten damals, das Letzterer nicht zu Deutschland gehöre. In Auftrag geben hatte die Umfrage übrigens “Die Welt” und lieferte sich damit gleich selbst die passende Überschrift für den Fall, dass gerade kein aufmüpfiger Schweizer Schüler zur Hand ist.
2 Kommentare On Die meisten Deutschen finden Muslime eigentlich ganz nett
Aus meiner persönlichen Erfahrung ist es so, dass die Muslime umso sympatischer empfunden werden, je mehr sie sich von den Praktiken ihrer Religion entfernen. D.h. Frauen ohne Kopftuch tendenziell sympatischer als mit, Muslime die nicht regelmäßig beten sympatischer als die, die es damit schon mal schleifen lassen, Muslime die nicht in die Moschee gehen sympatischer als die, die es tun usw. usw.
Der am liebsten gesehene Moslem, ist der, der seine Religion praktisch gar nicht mehr praktiziert und biertrinkend ein Schnitzel vor der Glotze verdrückt.
Sorry, aber das scheint mir so zu sein….
Beachtenswert ist hier denke ich, dass die benannte ADS Studie offensichtlich nicht die Moeglichkeit zu einer neutralen Bewertung von Muslimen gibt. Die Befragung erzwingt also eine Positionierung entweder klar fuer oder klar gegen eine Gruppe von Menschen. Das Phaenomen der sozialen Erwuenschtheit ist allen ein Begriff? Hervorragend. Dann duerfte ja auch den meisten klar sein, das ein nicht unerheblicher Teil der “positiv”-Bewerter (und vermutlich auch ein Teil der gegenteilig Antwortenden) sich fuer eine neutrale Bewertung entschieden haette, wenn ihm diese Moeglichkeit gegeben worden waere.