So ein Gaza-Krieg gehört nicht unbedingt zu den Ereignissen, an die man sich hierzulande noch lange erinnert. Das liegt daran, dass – wie dieser Tage – oft schon der nächste ansteht, wenn die Schäden des anderen noch nicht einmal beseitigt sind. Das liegt auch daran, dass es Ereignisse südlich des Mittelmeeres ohnehin schwer haben ins kollektive Bewusstsein Europas vorzudringen. Und daran, dass es für Journalisten hierzulande kaum ein Thema gibt, das so vermint ist wie der Nahost-Konflikt.
Vielleicht hängt das Desinteresse aber auch damit zusammen, dass es in Europa und Deutschland nur vergleichsweise wenige Menschen gibt, die ihre persönliche Geschichte von der Ereignissen erzählen können, die vor zwei Jahren über 2.200 Menschen das Leben kosteten. Die israelisch-ägyptische Belagerung des Gazastreifens bewirkt auch, dass (ähnlich wie im Falle des Jemen) nur wenige Menschen fliehen. Nicht aus Mangel an Fluchtgründen. Sondern weil es schlicht keine Fluchtmöglichkeit gibt.
Unter den hunderten Tragödien, von denen man hierzulande nichts hört, sticht deshalb die Geschichte vom Tod der Familie Kilani besonders hervor: Die Kilanis hatten es bereits nach Deutschland geschafft. Sie hatten deutsche Pässe. Sie waren Deutsche.
Die beiden Fotojournalistinnen Anne Paq und Ala Qandil haben die Geschichte vom Tod der Kilanis (und anderer Familien) aufgeschrieben. Nicht nur Texte, Musik und Bilder machen ihr multimediales Projekt „Obliterated Families“ (Ausgelöschte Familien) zu einem beeindruckenden und bedrückenden Erlebnis. Sondern auch der Umstand, dass es eine israelische Fotografengruppe braucht, um an den Todestag einer deutsch-palästinensischen Familie zu erinnern.
[Unter „Hadith-Sammlung“ (Hadith, arab. für Bericht, Erzählung oder Mitteilung) findet ihr in unregelmäßigen Abständen Hinweise auf lesenswerte Beiträge anderer Autoren.]