Mitte-Studie, Meldeportal, Migranten in Medien, Moschee in Bochum

Ein neues Portal dokumentiert antimuslimischen Rassismus, Studie belegt Rückgang rechtsextremer Einstellungen gehen zurück und Bochums Stadtrat beendet einen Moscheebau.

1026 islamfeindliche Straftaten haben Sicherheitsbehörden 2020 erfasst. Betroffenvertreter und Expertinnen wissen aber: Das ganze Ausmaß von antimuslimischem Rassismus in Deutschland ist weitaus größer. Ein neues Meldeportal soll nun etwas Licht in dieses Dunkelfeld bringen.

Meldeportal für antimuslimischen Rassismus

Auf der Website www.i-report.eu können Betroffene zukünftig Fälle von Anfeindungen, Diskriminierung und Gewalt melden und Unterstützungsangebote in Erfahrung bringen. Hinter dem Portal steckt die Berliner Initiative „Claim-Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit“. Einen Bericht dazu gibt es bei Deutschlandfunk Nova.

Anlass für das Projekt ist die Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus, die noch bis zum 1. Juli läuft. Warum und wozu es so eine Aktionswoche eigentlich braucht, erklärt der Politikwissenschaftler Ozan Zakariya Keskinkılıç im NDR.

Rechtextremismus gilt als größte Bedrohung

Positives gibt es aus der alle zwei Jahre erscheinenden Mitte-Studie zu berichten. So sind rechtsextreme Einstellungen in der deutschen Bevölkerung zurückgegangen. Zugleich sehen die meisten Befragten im Rechsextremismus nach wie vor die größte Bedrohung für unsere Gesellschaft.

die größten Bedrohungen laut Mitte-Studie

Muslimfeindlichkeit spielte in der Untersuchung nur am Rande eine Rolle. Ein Ergebnis: Etwa jeder zehnte Deutsche möchte, Muslimen und Musliminnen die Einreise nach Deutschland untersagen.

Die Studie wird vom Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung durchgeführt, erscheint seit 2006 und ist nicht zu verwechseln mit der Leipziger Mitte-Studie. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt es hier, die gesamte Studie hier.

Empfehlung zur Herkunftsnennung

Ein Grund für rassistische Einstellungen in der Gesellschaft ist die schiefe Medienberichterstattung. So werden beispielsweise ausländische Tatverdächtige in Fernsehberichten 19 mal so häufig erwähnt, wie es ihrem Anteil an der Kriminalitätsstatistik entspricht. In Zeitungsberichten kommen sie sogar auf das 32-fache. Dies ergab im Jahr 2019 eine Untersuchung des Medienwissenschaftlers Thomas Hestermann.

Mit der Frage, wie es besser geht, haben sich nun die Kriminologen Tobias Singelnstein und Christian Walburg beschäftigt. Das Ergebnis in kurz: Journalisten sollen die Herkunft nur dann nennen, wenn für das Verständnis des Geschehens wichtig ist. Die ausführliche Version gibt es beim Mediendienst Integration.

Wie eine AfD-Kampagne zum Stopp eines Moscheebaus in Bochum führte

Zum Abschluss noch eine Folge aus der Serie “Wie Politik und Behörden muslimischen Religionsleben unmöglich machen”. Wie schnell ein geplanter Moscheebau scheitern kann, erlebten diese Woche Muslime in Bochum.

Am Dienstag (22.6.) veröffentlichte der Verfassungsschutz NRW seinen Jahresbericht. In diesem wurde auch der „Islamische Kulturverein Bochum“ kurz erwähnt, inklusive vermeintlicher „Bezüge zur Muslimbruderschaft“. Die schwammige Formulierung reichte aus: Nur zwei Tage später stoppte der Stadtrat am Donnerstag (24.6.) auf Initiative der Grünen den geplanten Moscheebau der Gemeinde.

Wirklich konkret wurden die Verfassungsschützer – wie so oft – nicht. Und auch die Ursprünge der Vorwürfe sind – wie so oft – fragwürdig: Zwei Referenten, der Beitrag einer dubiosen Islamismus-Bloggerin und eine Kampagne der AfD aus dem Jahr 2019 reichen mittlerweile auch in Bochum aus, um Muslimen und Musliminnen ihre Religionsausübung zu verwehren.

Hat euch der Beitrag gefallen? Dann teilt ihn auf euren Kanälen!

Wollt ihr mehr Berichterstatttung über Islamfeindlichkeit? Dann unterstützt Schantall und die Scharia finanziell: einmalig via PayPal oder regelmäßig per Steady.

schreib einen Kommentar:

Your email address will not be published.

Site Footer