Eigentlich wollte ich in diesen Beitrag mit einer beispielhaften Aufzählung der letzten Nachrichtenmeldungen mit Afrika-Bezug einsteigen. Das Problem: Mir fiel kaum eine ein. Auch Google News half nicht weiter. Selbst in der Unterkategorie “Welt” fand sich unter den ersten 50 Beiträgen keine einzige Meldung über ein Ereignis in einem afrikanischen Land.
Das wiederum ist eigentlich doch ein sehr guter Einstieg in den piq, dreht der sich doch um die mangelhafte Afrika-Berichterstattung westlicher Journalisten. Der Medienwissenschaftler Toussaint Nothias vom Center for African Studies der Stanford University hat dazu 282 Zeitungsartikel ausgewertet und außerdem Interviews mit Afrika-Korrespondenten geführt. Einige Ergebnisse:
- Es wird zu wenig über Afrika berichtet. 15 Prozent der Weltbevölkerung stehen nur 3 Prozent der Auslandsberichterstattung gegenüber.
- Negative Nachrichten dominieren. In 55 Prozent der Beiträge ist von “sozialer Instabilität” die Rede, “Gewalt und Tod” tauchen in 49 Prozent der Beiträge auf.
- Unnötige Verallgemeinerung gibt es in 42 Prozent der untersuchten Beiträge. Die Situation in einem Land gilt häufig exemplarisch für ganz Afrika.
- Westliche Stimmen dominieren und bei afrikanischen Stimmen handelt es sich meist um politische Autoritäten.
Toussaint Nothias’ Analyse belässt es aber nicht beim Bashing von Medien, die Afrika-Klischees verbreiten. Stattdessen zeigt seine Untersuchung, dass auch einige Stereotype über die Afrika-Berichterstattung selbst überholt sind. So bedienten sich Journalisten nur noch selten kolonialistischer Sprachmotive und auch der Fokus auf Stammeskonflikte als universelle Erklärung für die Probleme auf dem Kontinent sei in den Hintergrund gerückt.
Die Studie gibt es kostenpflichtig hier. Eine schöne Zusammenfassung hat Johanna Mack für das “European Journalism Observatory” geschrieben.
[Unter „Hadith-Sammlung“ (Hadith, arab. für Bericht, Erzählung oder Mitteilung) findet ihr in unregelmäßigen Abständen Hinweise auf lesenswerte Beiträge anderer Autoren.]