Wer gelegentlich Fisch einwickeln muss und dabei aus Versehen zur BILD greift, kann sich eigentlich nur aufregen: Entweder über die tägliche Dosis außer Kontrolle geratene Messer-Migranten, die offenbar die halbe Republik abstechen oder über außer Kontrolle geratene BILD-Redakteure, die die halbe Republik gegen Migranten aufhetzen.
Dass es für Journalisten möglich ist, über das Thema zu berichten, ohne selbst zum Amokläufer zu werden, beweist Clemens Neuhold. Für seinen Text “Der Trend zum Messer als Tatwaffe” im sterreichischen Magazin Profil greift er dafür zu einer Waffe, deren Einsatz in manchen Redaktionen untersagt zu sein scheint: Differenzierungen. Hier sind einige Aussagen aus dem Text (alle bezogen auf Österreich):
- Delikte mit Stichwaffen haben sich seit 2007 von 190 auf 740 vervierfacht.
- Bei den meisten Tätern handelt es sich um Migranten.
- Bei den meisten Opfern auch.
- Messerangriffe machen allerdings nicht einmal 2 Prozent der Gewalttaten aus.
- Das Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, ist in den letzten Jahren gesunken (43.447 Taten im Jahr 2009 vs. 42.071 im Jahr 2017).
- Anders als bei anderen Gewaltdelikten wird allerdings über fast jeden Messerangriff medial berichtet.
Allein für das Richtigstellen der Fakten wäre der Text schon eine Empfehlung wert. Aber damit begnügt sich Clemens Neuhold nicht. Im Gespräch mit Türstehern, Polizisten, Anwälten, Sozialarbeitern und Migranten fragt er nach den soziokulturellen Ursachen der Gewalt und was man jenseits von Migranten-Stigmatisierung dagegen tun kann. Das Ergebnis ist die beste Auseinandersetzung mit dem Phänomen Messerangriffe, die mir bisher untergekommen ist.
3 Kommentare On Wie man als Journalist über Messerangriffe berichtet, ohne selbst Amok zu laufen
Der Artikel den du verlinkst stigmatisiert doch gerade Migranten, und zwar vollkommen zu recht! Egal ob die sich ‚nur‘ gegenseitig abstechen, dieses neue Phänomen gehört nicht nach Österreich! Deren kultureller Hintergrund passt nicht zu uns (Ehre Verständnis, stolz, übertriebenes Macho Gehabe etc), da hilft nur konsequent abschieben und weg! Solche Menschen ändert man doch nicht!
Bin sehr verwundert dass ein Gutmensch wie Du solch einen ehrlichen Artikel verlinkt, haha
Stolz passt also nicht zu Österreich? Hahaha
Delikte mit Stichwaffen haben sich seit 2007 von 190 auf 740 vervierfacht.
– schlimm
Bei den meisten Tätern handelt es sich um Migranten.
– ok
Bei den meisten Opfern auch.
– ist ein migrantisches Opfer weniger (berichtens)wert als ein deutsches?
Messerangriffe machen allerdings nicht einmal 2 Prozent der Gewalttaten aus.
– ja und weiter?
Das Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, ist in den letzten Jahren gesunken (43.447 Taten im Jahr 2009 vs. 42.071 im Jahr 2017).
– diese Zahl sagt erstmal nicht viel aus, da hier auch die Anzeigehäufigkeit und -bereitsschaft und die Effektivität des poizeilichen Vorgehens mit hineinspielen. Desweiteren ist eine solche Zahl zur Beurteilung einer Risikolage schon daher nicht geignet da Gewaltaten nicht homogen über Stadt und Land, und über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind.
Desweiteren bleibt zu Hoffen das das Rückgehen auf eine erhöhte Aufklärungsquote im Bereich Häusliche Gewalt zurückzuführen ist. Am Rückgang der Messerstraftaten kann es ja kaum gelegen haben. Und hier ist der Anstieg um knapp den Faktor 4 signifikant und ein Zeichen für steigende Verrohung in der Gesellschaft. Ob Menschen sich schlagen oder gleich das Messer zum töten zücken ist eben doch ein Unterschied. Und das ist bei einem Messerangriff eben auch ohne Todesfolge immer beabsichtig oder zumindest in Kauf genommen.